Zahngesundheit für unsere Pferde

Dr. Katrin Brunner bearbeitet die Schneidezähne

Am gestrigen Montag war es im Reitstall Epple wieder soweit. Auf Pferdedentalpraktikerin Dr. Katrin Brunner warteten fünf Pferde auf ihren jährlichen Zahnarzttermin, den die Besitzer bereits ein Jahr im Voraus mit der Tierärztin vereinbart hatten. Dank routinierter Sedierung ließen alle Vierbeiner die Behandlung tapfer über sich ergehen. In der Stallgasse roch es bald ähnlich wie in einer richtigen Zahnarztpraxis und bescherte manchem Reiter ein mulmiges Gefühl. Die Behandlung beginnt mit einer eingehenden Untersuchung von Schädel, Kiefergelenken und Maulhöhle. Es folgt das Abraspeln scharfer Kanten an Ober- und Unterkieferbackenzähnen, Abnehmen von Haken und Rampen, Okklusionsoptimierung bei allgemeinen Zahnfehlstellungen wie Wellen-, Treppen- oder Scherengebiß und in zwei Fällen das Entfernen von Wolfszähnen. Nach etwa 45 Minuten pro Pferd war der jährliche Pflichttermin überstanden. Einziger Wermutstropfen für die Pferde: eine Woche lang gibt's keinen Hafer. Dr. Katrin Brunner behandelt jährlich etwa 2.000 Pferde und ist selbst Springreiterin. http://www.pferdezahnmedizin.eu/

Zahnprobleme beim Pferd sind leider keine Seltenheit: Bei jungen Pferden bereitet der Zahnwechsel häufig Schwierigkeiten, beim erwachsenen Pferd können scharfe Kanten die Leistungsbereitschaft und die Rittigkeit beeinflussen und beim älteren Pferd führen Zahnverlust oder Fehlstellungen oft zu einer schlechten Futterverwertung. Um Zahnproblemen vorbeugen zu können, sind fundierte Kenntnisse über den Aufbau und die Funktionen des Pferdegebisses notwendig. Eine wichtige Rolle bei der Prävention spielen regelmäßige Zahnkontrollen durch einen Tierarzt oder „Pferdezahnarzt“ (Quelle: Deutsche Reiterliche Vereinigung).

Einigen Reitern ist nicht bewusst, dass nicht nur die Pferdehufe sondern genauso die Pferdezähne in unserer heutigen Haltungsform eine regelmäßige Pflege brauchen. Das Pferd ist ein Fluchttier, für das die zwei wichtigsten Dinge im Leben das Laufen mit gesunden Beinen und Hufen und das Fressen mit gesunden Zähnen sind. Eine regelmäßige Pflege von Zähnen und Hufen ist folglich absolut notwendig für die Gesundheit und das Wohlbefinden des Pferdes. Allerdings ist das Gebiss des Pferdes nicht für unsere heutige Haltungsform und die entsprechende Fütterung mit vergleichsweise wenig strukturiertem Futter geschaffen. Pferde sind keine Körnerfresser. Das Gebiss der Pferde ist darauf spezialisiert, hartes Steppengras abzubeißen und zu zermahlen. In der freien Wildbahn sind Pferde den ganzen Tag damit beschäftigt, verwertbares Gras zu suchen und zu fressen. Dagegen bekommen sie bei der heute üblichen Haltungsform zwei bis drei Mal täglich weicheres und energiereicheres Futter als es die Natur vorgesehen hat. Dies führt zu einer nicht ausreichenden bzw. ungleichmäßigen Zahnabnutzung. Deshalb muss auch hier (genauso wie beim Huf) eine regelmäßige Kontrolle und gegebenenfalls Korrektur durch einen Fachmann stattfinden, und zwar 1-2 Mal im Jahr.

Die Backenzähne des Pferdes sind dachförmig nach außen hin abfallend etwa 12 bis 14° gewinkelt und der Oberkiefer etwas breiter als der Unterkiefer. So kann das Pferd in einer kreisförmigen Kaubewegung seine Zähne einsetzen, um die harte pflanzliche Nahrung effektiv zu zerkleinern. Das Pferd kaut immer nur auf einer Seite und wechselt diese von Zeit zu Zeit ab, soweit beide Kieferseiten gesund sind. (Quelle: Internationale Gesellschaft zur Funktionsverbesserung der Pferdezähne e.V. / IGFP / Infopool für Pferdebesitzer).

Siehe auch http://www.igfp-ev.de

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